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05
'11
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Tsubaki Kabelschlepp
Hightech fürs Hochgebirge
Die Siegener KABELSCHLEPP GmbH entwickelt und produziert seit mehr als fünfzig Jahren Energieführungsketten aus Stahl. Dass diese nach wie vor in rauen Umgebungen die erste Wahl sind, beweist sich seit kurzem auch in den Anden. Auf dem Chajnantor-Plateau im Norden Chiles entsteht zurzeit ALMA, das „Atacama Large Millimeter Array“. Der gigantische Radioteleskop-Verbund besteht aus 66 versetzbaren Einzelantennen mit jeweils 12 Metern Durchmesser und wird damit das größte Teleskopfeld der Welt sein. Ziel des Forschungsprojektes ist es, im Millimeterwellenbereich durch kosmische Staub- und Gaswolken zu „horchen“, um dadurch mehr über die Entstehungsgebiete von Sternen und Planeten zu erfahren. Zu diesem Zweck lassen sich die einzelnen Antennen in einem Radius zwischen 75 und 7000 Metern versetzen. Den regelmäßigen Transport der Teleskope übernehmen dabei zwei Spezialfahrzeuge aus Deutschland, die mit KABELSCHLEPP-Energieführungsketten ausgerüstet sind.
Die klimatischen Gegebenheiten in der extrem trockenen Höhenluft der Atacamawüste sind ideal für das Forschungsprojekt, stellen jedoch auch besondere Anforderungen an Mensch und Material – so verringert der niedrige Sauerstoffgehalt der Höhenluft beispielsweise die Leistung von Verbrennungsmotoren um mehr als ein Drittel. Um überhaupt auf die Hochebene zu gelangen, müssen die voll beladenen Transporter Steigungen von bis zu 10 % überwinden. Hinzu kommt, dass die Radioteleskope zentimetergenau auf den Plattformen abgesetzt werden müssen.Baden-Württembergische Zusammenarbeit
Auf der Suche nach einem Schwertransporter-Spezialisten wurde die European Southern Observatory (ESO) als einer der internationalen ALMA-Beteiligten in Baden-Württemberg fündig. Die Pfedelbacher SCHEUERLE Fahrzeugfabrik GmbH ist in der industriellen Schwerlastsparte Weltmarktführer und erfahren im Sonderfahrzeugbau. Für das bisher einzigartige Projekt eines Hochgebirgs-Schwertransporters suchte sich SCHEUERLE Unterstützung im „Ländle“ – zum Heben und Positionieren der Radioteleskope entwickelte die Filderstädter ALFATEC GmbH Schwerlastlineareinheiten, die die riesigen Antennen sicher und exakt anheben, halten und absetzen können. Je zwei Führungen pro Fahrzeug funktionieren dabei als Schrägaufzug.
Die Schwerlastlinearführungen von ALFATEC bestehen aus einer Stahlkonstruktion in Fachwerkbauweise. In einem Steigungswinkel von 15 Grad ziehen die Fahrschlitten der beiden Schwerlastlineareinheiten das 115-Tonnen-Radioteleskop mit rund 5 m/min die Rampe des Schwerlasttransporters hinauf. Der Fahrschlitten läuft dabei auf vier Tandemrollen, die sich über Laufflächen aus hochfestem Stahl bewegen. Angetrieben wird der Fahrschlitten durch zwei doppelt wirkende Zugzylinder mit einem Hub von 5,1 Metern. Um eine sichere und zuverlässige Energie- und Datenversorgung der Fahrschlitten zu gewährleisten, werden die Leitungen in Stahl-Energieführungen von KABELSCHLEPP geführt, die mit dem Fahrschlitten mitlaufen.
Stahlketten: Hart im Nehmen
Extrem trockenes Wüstenklima, Sandstürme, Temperaturen von -15 °C bis +30 °C innerhalb von 24 Stunden und extrem hohe Weltraum- und UV-Strahlung aufgrund der Lage in 5000 Metern Höhe – Energieführungen, die in der Atacama der Witterung ausgesetzt sind, müssen außergewöhnlich robust sein. Da die Schwertransporter über Schotterpisten fahren, sind die Ketten während des Einsatzes auch Staub, Erschütterungen und eventuellem Steinschlag ausgesetzt. Zwar regnet es nur alle sechs bis zehn Jahre, dafür sind die Niederschläge dann umso heftiger. Auch dagegen müssen die eingesetzten Materialien gefeit sein.
Um eine möglichst lange Lebensdauer der Energieführungen sicherzustellen, entschied man sich bei ALFATEC für Stahlketten, denn durch die extreme Trockenheit der Atacamawüste sind Kunststoffketten kaum geeignet. Diese benötigen eine gewisse Luftfeuchtigkeit, um elastisch zu bleiben. Da KABELSCHLEPP als Erfinder der Energieführungen bereits 1954 Stahlketten als Weltneuheit auf den Markt gebracht und bis heute weiterentwickelt hat, fiel die Wahl auf das Siegener Unternehmen. Die ausgewählte Energieführung der KABELSCHLEPP-„Steel Line“ ist robust genug für die harten Einsatzbedingungen.
Im konkreten Fall der Radioteleskop-Schwertransporter kommen die Energieführungen des KABELSCHLEPP-Typs S 0950 aus spezialbeschichtetem und verzinktem Stahl mit einer Länge von 3895 Millimetern und einer Breite von 180 Millimetern zum Einsatz. Diese führen und schützen die Versorgungs- und Datenleitungen der Fahrschlitten. Extrem stabile Kettenlaschen, eine Gelenkkonstruktion mit Mehrfach-Anschlagsystem und Spezialbolzen sorgen dafür, dass die Ketten den mechanischen und witterungsbedingten Beanspruchungen zuverlässig trotzen. Durch die Trennstege werden die Leitungen separiert, sodass sie nicht aneinander reiben oder sich ineinander verdrehen können (Korkenziehereffekt). Zum Schutz der verlegten Leitungen hat ALFATEC eine Energieführungskette mit Aluminium-Deckel ausgewählt. Diese Deckellösung schützt die Leitungen zuverlässig vor Umwelteinflüssen und Verschmutzungen.
Energieführungen für jeden Einsatz
Da sich die KABELSCHLEPP GmbH nicht dem Dogma eines einzigen Werkstoffs für Energieführungsketten verschreibt, bietet das Siegener Unternehmen ein besonders breites Lieferspektrum, das von relativ kleinen, besonders preisgünstigen Ketten in leichter Bauart aus Kunststoff bis hin zu sehr großen Ketten aus Stahl für extreme Anforderungen reicht. Anwendungsspezifisch kann so immer die optimale Energieführung ausgewählt werden.
KABELSCHLEPP hat mit ihren Energieführungen aus Stahl besonders robuste, hitzebeständige und langlebige Ketten in ihrem Lieferumfang. Die leichten und preisgünstigen Kettenbänder der LS- und LSX-Serien bieten die Festigkeit von Stahl mit den daraus resultierenden großen freitragenden Längen. Durch eine gewichtsoptimierte Laschenkonstruktion sind diese Stahlketten dennoch relativ leicht. Für extreme mechanische Belastungen und den Einsatz in rauen Umgebungen bietet KABELSCHLEPP die Serie S aus verzinktem Stahl und die Serie SX aus Edelstahl in unterschiedlichen Größen an. Durch die robuste Konstruktion der Kettenbänder sind außerdem sehr große freitragende Längen möglich. Sowohl die LS- und LSX-Serien als auch die S- und SX-Serien lassen sich in der Kettenbreite individuell im Ein-Millimeter-Breitenraster an die jeweilige Anwendung anpassen. Durch eine Vielzahl an angebotenen Stegvarianten sind die Stahlketten variabel konfigurierbar. Natürlich bietet KABELSCHLEPP auch die Stahlketten als individuell konfektioniertes Komplettsystem Totaltrax an – von der Beratung und Projektierung bis zum fertigen System. Dazu gehören neben Elektroleitungen auch eventuelle Pneumatik-, Hydraulik- oder Kühl-/Schmiermittelleitungen samt der dazugehörigen fertig konfektionierten Stecker. Auf Wunsch gehören auch passende Transportgestelle oder sonstige notwendige Blechträger aus eigener Fertigung zu dem Totaltrax-System. Der Anwender erhält somit eine Lösung aus aufeinander abgestimmten Komponenten. Er muss tatsächlich lediglich nur noch das Energieführungssystem an seiner Maschine oder Anlage befestigen und die Leitungs- und Schlauchverbindungen zusammenstecken – Plug and play im wahrsten Sinn des Wortes. Dazu übernimmt KABELSCHLEPP für das Komplettsystem die Garantie.
Ebenfalls aus Stahl sind die Energieführungsschläuche Conduflex und Mobiflex von KABELSCHLEPP. Mit Conduflex haben die Siegener eine geschlossene Energieführung in edlem Design im Angebot, das einen optimalen Schutz für Leitungen und Schläuche mit einer ansprechenden Optik verbindet. Die geschlossene Energieführung Mobiflex kombiniert ein flexibles Metallwendelrohr mit einem vorgespannten Stahlband und eignet sich daher besonders für Umgebungen mit heißem Span- oder Funkenflug.
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