Der Quantensprung mit EMF Motor
Worms, 12.01.2018. Woran Michael Prokopp und seine Kollegen arbeiten, kommt nicht weniger als einem Meilenstein gleich: Es geht darum, den herkömmlichen Elektromotor mit seinem mechanischen Getriebe zu ersetzen. »Der macht Krach, verbraucht viel Öl, ist verschleißbehaftet und muss ständig gewartet werden», sagt Prokopp, Geschäftsführer von EMF97 GmbH. Vor zwanzig Jahren hat der Ingenieur einen neuartigen Elektromotor mitentwickelt, der dem alten Motor weit überlegen sein sollte. Der erfundene Synchron-Torque-Motor sollte bei niedrigen Drehzahlen ein weitaus höheres Drehmoment erzielen und auf diese Weise effizienter als die bisherigen Motoren sein: Wenn der beste deutsche Hersteller dieser Branche einen Wirkungsgrad von 76 Prozent hinbekomme, dann läge der Motor von EMF bei 94 Prozent - »ein Quantensprung» sagt Prokopp selbstbewusst. Dabei spart er gleichzeitig noch die Hälfte der Kosten.
Das Prinzip ließ er patentieren und gründete 1997, zusammen mit dem Miterfinder Jürgen Lindner und zwei weiteren Partnern, das Unternehmen EMF97 GmbH. So innovativ der neue Elektromotor war, so verhalten reagierten die potenziellen Abnehmer: Skeptisch schaute man auf die noch kleine und gerade erst gegründete Firma, der neuartigen Funktionsweise wurde kein Vertrauen geschenkt. »Keiner hat uns ernst genommen» sagte Prokopp. Die Wende brachte erst eine besondere Begegnung auf der Hannover-Messe im Jahr 2002. Im türkischen Unternehmer Hasan Kayakiran hatten die Gründer von EMF etwas gefunden, dass sie in Deutschland nicht bekommen hatten. Nämlich den Glauben an ihr Produkt und den Mut zum Risiko. In Kooperation mit Kayakiran wurde in Istanbul eine Produktionsstätte aufgebaut, während die Entwicklung gleichzeitig im Wormser Standort beheimatet blieb. Heute, 15 Jahre und einige 10.000 verkaufte Motoren später, hat sich EMF das Vertrauen seiner Kunden erarbeitet. Zum Einsatz kommen die Motoren in allen möglichen Bereichen, im Moment hauptsächlich bei Aufzügen und in der Extrusion.
Für »EMF Motor» war die internationale Kooperation eine Chance, und eben genau diese Vorteile einer deutsch-türkischen Zusammenarbeit will das Netzwerk Global Success Club unterstützen. Im März hat es EMF in Istanbul mit seinem »Deutsch-Türkischen Innovationspreis» ausgezeichnet. Es ist nicht der erste Preis, den EMF in der Türkei entgegen nimmt.
Für die Zukunft hat sich die Firma einiges vorgenommen. Im November 2016 wurde ein neues Patent angemeldet. Das neue Motorprinzip soll besonders gut für die Windkraft geeignet sein. »Wir wachsen extrem» sagt Prokopp. In diesem Jahr konnte man den Umsatz im Vergleich zum vorigen verdoppeln. Und im nächsten Jahr soll das auch so weitergehen.
Was ist so besonders bei dem neuen EMF Motorprinzip? Der Stator des EMF Motors ist fast gleich wie der des traditionellen Motors. Die Magneten sind auf dem Rotor geklebt. Wenn der Motor mit einer Spannung und einer Frequenz versorgt wird, entsteht ein Magnetfluß, der den Motor magnetisiert. Wenn die Frequenz erhöht wird, fängt das elektrische Feld im Motor an sich zu drehen. Der Rotor bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung des Drehfeldes und ist dabei wesentlich langsamer. Die Zahl von Permanentmagneten und die Geometrie des Motors definieren das Drehzahlverhältnis. Mit diesem neuen Motorenprinzip wird ein sehr hohes Drehmoment mit einer niedrigen Polzahl der Wicklung erzielt. Die geringen Kupfer- und Hysterese-Verluste ermöglichen hohe Effizienzwerte. Aufgrund der hohen Anzahl an magnetischen Polen wird eine gleichmäßige Rotation und ein hochdynamisches Verhalten erreicht. Bei diesen Motoren kann auf eine Kühlung verzichtet werden und die Ergebnisse zeigen, daß kein anderes Motorprinzip mit dem vergleichbaren Aufwand in die Nähe des Wirkungsgrades und des hohen Verhältnisses zwischen Drehmoment und Gewicht kommt.
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