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Fanuc News
CRX-Cobots vereinfachen den Einstieg in die Robotik
Interview: Ralf Winkelmann, Geschäftsführer FANUC Deutschland GmbH, Armin Barnitzke, Stellv. Chefredakteur Automationspraxis.
Wie FANUC mit dem neuen Cobot CRX ganz neue Kundensegmente anspricht und warum Neuhausen zum technischen Kompetenzzentrum für ganz Europa wird, sagt FANUC-Deutschland-Geschäftsführer Ralf Winkelmann.
FANUC investiert derzeit in Neuhausen mehr als 20 Millionen Euro in einen Neubau: Was haben Sie vor?
Winkelmann: Bei uns steht der Kunde im Mittelpunkt. Um das weiter gewährleisten zu können, und um noch näher am Kunden zu sein, werden wir unseren Standort in Neuhausen sukzessive erweitern. Es wird einfach zu eng – wir haben inzwischen über 400 Mitarbeiter am Standort. Daher bauen wir zunächst ein Parkhaus und dann auf der Fläche der heutigen Parkplätze ein neues Gebäude mit zusätzlichen Kapazitäten. In dem neuen Gebäude werden in erster Linie die europäischen Support Aktivitäten der FANUC Europe Corporation konzentriert, es entsteht ein hochmodernes europäisches Entwicklungszentrum.
Was soll in dem europäischen Entwicklungszentrum passieren?
Winkelmann: Das europäische Entwicklungszentrum gibt es ja heute bereits in klein in unserem Gebäude der FANUC Deutschland GmbH. Das werden wir nun hochskalieren. Denn unsere Kunden, ob aus der Automobilindustrie oder aus dem Mittelstand, wollen mit unserer Technologie die Automation ihrer Produktion vorantreiben. Und die Kunden wollen von uns Lösungen für ihre Automatisierungsprobleme, nicht nur zuverlässige Komponenten. Solche Anforderungen von Kunden nehmen zu – dem müssen wir Rechnung tragen. Die Entwicklungen reichen von der Applikationsseite bis ins System hinein. Dabei geht es auch um das Verheiraten unserer verschiedenen Technologien wie Roboter und CNC-Maschinen.
Soll es in Neuhausen nur kundenspezifische Entwicklungen geben oder wird Neuhausen auch Kompetenzzentrum für ein bestimmtes Thema im FANUC-Konzern?
Winkelmann: Unser Entwicklungszentrum in Neuhausen ist der verlängerte Arm unserer Entwicklung in Japan. In Europa schlägt das technologische Herz, hier werden Innovationen für die Weltwirtschaft vorangetrieben. Dem tragen wir Rechnung, indem wir unser Innovationszentrum direkt in das Herz setzen. Und Neuhausen ist dafür geografisch gut geeignet. Ich finde es toll, wie unsere Mutter in Japan uns bei dem Ziel unterstützt, in Europa das zu werden, was wir weltweit bereits sind: Die Nummer eins.
Löst Neuhausen Luxemburg mehr und mehr als Europazentrale ab?
Winkelmann: Technologisch gesehen ja. Fast alle Aktivitäten rund um den europäischen Support finden künftig im europäischen Entwicklungszentrum in Neuhausen statt. Aber unser Headquarter in Europa ist und bleibt Echternach, wo unsere Holding FANUC Europe Corporation sitzt.
Sie investieren ja genau in der Krise. Kommt FANUC denn so gut durch die Krise?
Winkelmann: FANUC ist ein erfolgreiches und finanziell stabiles Unternehmen. Gerade in Krisenzeiten zahlt sich unsere langfristige Herangehensweise aus. Das versetzt uns in die Lage, antizyklisch zu investieren. Dann können wir gestärkt aus der Krise hervorgehen und eine noch größere Schlagkraft am Markt zeigen, wenn die Krise vorbei ist.
Sind denn Robotik und Automation Krisengewinner? Gibt es durch Corona einen Push?
Winkelmann: Nun ja. Laut den Zahlen des VDMA und der IFR geht die Entwicklung eher in die gegenteilige Richtung. Ein Marktrückgang in 2020 von größer 20 Prozent ist möglich; wo die Reise für dieses Jahr tatsächlich enden wird, ist aktuell ungewiss. Wir sprechen mit Kunden viel über neue Projekte. In den Köpfen der Kunden sind einige Ideen, was sie automatisieren müssen und wollen – auch aus den Erfahrungen der Corona-Situation heraus. Projekte und Ideen sind also da: Jetzt muss nur noch der Bestellknopf gedrückt werden.
Wann ist das soweit?
Winkelmann: Wir sind optimistisch, dass bald wieder ein Wachstum stattfindet. Allerdings wird die Wirtschaft vermutlich nicht vor Ende 2021 wieder auf ein vernünftiges Wachstumsniveau kommen.
Was hat FANUC aus der Corona Krise gelernt?
Winkelmann: In Bezug auf die eigene Produktion sehen wir uns bestätigt, richtig aufgestellt zu sein. Wir hatten in Japan ja schon immer eine sehr durchautomatisierte Produktion, sodass wir keine Liefereinschränkungen hatten und haben. Aber die Nutzung von digitalen Werkzeugen wie Videokonferenzen hat zugenommen. Diese Tools haben wir sowieso schon immer genutzt, setzen sie aber nun auch verstärkt für Training und Kundenschulungen, aber auch bei Kundenkontakten ein. Dennoch bleibt ein Wermutstropfen: Der zwischenmenschliche Faktor hat einen sehr hohen Stellenwert und der bleibt virtuell einfach auf der Strecke. Daher fehlen uns Messen wie die automatica, nicht nur um Produkte und Neuheiten zu präsentieren, sondern auch fürs Networking: Denn nachhaltig geht das nur Face to Face.
Finden Sie es falsch, dass die automatica abgesagt wurde?
Winkelmann: Nein. Es ist es sehr schade, dass die automatica im Dezember nicht stattfindet, aber es ist richtig. Es wäre unverantwortlich für die Beteiligten, ebenso wie für die Marke automatica. Eine schlechte automatica hilft keinem. Daher war es eine richtige Entscheidung, die Messe abzusagen und wir unterstützten den VDMA und die Messe München bei Gedanken zu Alternativen. Zudem wollen wir unsere Showroom-Möglichkeiten in Neuhausen mit lokalen kleineren Veranstaltungen nutzen.
Sie hätten ja in München einiges zu zeigen gehabt, etwa den brandneuen Leichtbau Cobot CRX. Was haben Sie damit vor?
Winkelmann: Der CRX begründet eine komplett neue Produktfamilie. Dieser Cobot eröffnet uns ganz neue Nutzergruppen. Kunden, die bislang keinen Kontakt zu Robotik hatten, gewähren wir durch die intuitive Smartphone-ähnliche Bedienung des CRX nun einen ganz anderen Zugang zur Robotik. Damit ist der CRX eine tolle komplementäre Ergänzung zu unseren kollaborativen Robotern der grünen CR Serie. Die CR-Cobots zielen auf industrielle Anwender, die unsere Industrieroboter bereits kennen, der CRX auf diejenigen, die noch gar keinen Einstieg in die Robotik gefunden haben. Und wir registrieren ein sehr starkes Interesse aus dem Markt, auch aus Anwenderkreisen wie Universitäten und Schulen. Der CRX eignet sich für flexible Einsätze, weil man ihn durch die intuitive Oberfläche schnell umprogrammieren kann.
Kommt diese einfache Bedienung via Tablet auch für die Industrieroboter von FANUC?
Winkelmann: Lassen Sie sich überraschen. Ein stückweit haben wir das bei unseren Scara Robotern schon im Einsatz. Wir werden uns das Kunden-Feedback ganz genau anschauen, um uns auch bei unseren Industrierobotern weiterzuentwickeln.
Mal abgesehen von der Robotik: Wie sieht für Sie die Fabrik der Zukunft aus?
Winkelmann: Die Fabrik der Zukunft muss eine Fertigung sein, die sehr flexibel produzieren kann, kostengünstig und runter bis auf Losgröße 1. Denn die Fabrik muss in Zukunft ressourcenschonend und gezielt produzieren. Ein Produzieren auf Halde ist nicht mehr angesagt: Man muss auf die Wünsche der Konsumenten flexibel eingehen.
Und wie kommt man dahin?
Winkelmann: Da haben wir noch ein gutes Stück Weg vor uns. Flexible Roboter wie der CRX sind dafür sicher ein wichtiger Beitrag. Aber die Roboter müssen noch ein gutes Stück intelligenter werden. Roboter müssen sehen und auch fühlen können. Und die Roboter müssen in einem Cluster gemeinsam interagieren können. Und da sind wir bei einem anderen wichtigen Punkt: der Vernetzung. Nur wenn wir ein Highspeed-Netz in der Produktion haben, sind wir in der Lage, große Datenmengen auszuwerten.
In der Cloud?
Winkelmann: Nein, besser Edge heavy. Das Gros der Datenverarbeitung muss in der Fabrik bleiben, um vor Ort Tendenzen zu erkennen, Trends zu ermitteln und dann die Maschinen in die Lage zu versetzen, eigenständig – idealerweise in Echtzeit – darauf zu reagieren. Die intelligente Fabrik muss ja nicht nur verstehen, sondern auch handeln. Die Basis dafür ist eine schnelle Vernetzung. Und die muss nicht über Kabel passieren, sondern über 5G Mobilfunk. 5G bringt uns dem Ziel der miteinander sprechenden Komponenten einer Fabrik ein gutes Stück näher.
Ist FANUC in der Fabrik der Zukunft nur Datenlieferant oder auch Datenauswerter?
Winkelmann: Unsere Maschinen und Roboter sind ja nur ein Element von vielen in der Fabrik. Es bedarf also der Zusammenarbeit vieler Player, um eine übergreifende Vernetzung hinzubekommen. Wir stellen aber nicht nur Daten bereit, sondern haben ja auch eigene Lösungen wie unsere offene IIoT-Plattform Field System, die wir seit einigen Jahren vorantreiben. Wir werden in jedem Fall mit unseren Produkten in die Fabrik der Zukunft involviert sein.
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