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Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz »Vorbild für erfolgreichen Strukturwandel in ganz Deutschland«

In der Lausitz steckt das nötige Know-how, um in der Wasserstoffwirtschaft Innovationen und Arbeitsplätze zu schaffen.

Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz »Vorbild für erfolgreichen Strukturwandel in ganz Deutschland«
Pawel Sosnowski; Beim Besuch des Siemens Energy-Innovationscampus und der künftigen Baustelle des Wasserstofftestlabors: Dr. Jochen Eickholt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy, Prof. Welf-Guntram Drossel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IWU, Grzegorz Macko, stellvertretender Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (v.l.n.r.).

Davon sind die sächsische Landesregierung und die Bundesregierung überzeugt. Sie fördern deshalb das neu entstehende Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz (HLG) zusammen mit über 42 Millionen Euro. Die Fraunhofer-Gesellschaft baut mit dem HLG eine international einzigartige Forschungsplattform auf. Rund um Brennstoffzellen können in Görlitz ab Ende 2022 entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette neuartige Technologien zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff entwickelt und erprobt werden.

Das stärkt die Region im Strukturwandel, denn dadurch können sich Unternehmen ansiedeln oder weiterentwickeln, um vom Zukunftsmarkt Wasserstoff durch Technologieführerschaft zu profitieren. Standort des HLG wird der Siemens Energy-Innovationscampus, auf dem heute Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zusammen mit weiteren Gästen die künftige Baustelle des Wasserstofftestlabors besichtigten.

Das HLG wird gemeinschaftlich finanziert. Der Freistaat Sachsen fördert den Aufbau, die Installation der Anlagentechnik und die Inbetriebnahme mit 30,5 Millionen Euro, die sich zu 90 Prozent aus Finanzhilfen des Bundes zusammensetzen. Vom Bund kommen zusätzlich 10,5 Millionen Euro aus dem STARK-Programm zur Förderung von Projekten, die den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in den Kohleregionen unterstützen. Hierfür stellt der Freistaat weitere rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung. Insgesamt beläuft sich die Förderung für Fraunhofer auf 42,1 Millionen Euro.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte nach der Besichtigung: »Das Hydrogen Lab ist ein weiterer Leuchtturm für den Innovationsstandort Sachsen. Görlitz kann deutschland- und europaweit ein wichtiger Akteur rund um die Wasserstofftechnologie sein. Diese zukunftsweisende Ausrichtung schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern stärkt auch die Region. Das Hydrogen Lab leistet einen wichtigen Beitrag für die Strukturentwicklung. Daher freue ich mich ganz besonders, dass Bund und Freistaat Sachsen sowie Wissenschaft und Wirtschaft das Projekt gemeinsam auf den Weg gebracht haben.«

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier: »Wir haben den Menschen versprochen, dass der Kohleausstieg zu einer Chance für die Region wird. Das Hydrogen Lab Görlitz zeigt ganz konkret, wie das gelingen kann. Hier wird der Grundstein für eine Modernisierung der Wirtschaftsstruktur und für Wachstum und Wohlstand von morgen gelegt. Und das ist nur eines von vielen Projekten für die Kohleregionen.«

Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung, hob die Rolle des HLG als Vorbild für den Strukturwandel hervor: »Wasserstoff ist der Energieträger der Zukunft! Die Entwicklung nachhaltiger Wasserstofftechnologien ist deshalb der Schlüssel für das Gelingen einer neuen Energiepolitik. Vom Hydrogen Lab wird nicht nur die Strukturentwicklung in der Lausitz profitieren. Mit dem Aufbau kann Görlitz Vorbild für erfolgreichen Strukturwandel in ganz Deutschland werden. Nicht zuletzt profitieren davon aber auch Sachsens Unternehmen. Sie haben die Chance, sich neue Geschäftsfelder und Zukunftsmärkte zu erschließen.«

»Wasserstofftechnologien sind ein Kernelement der Transformation der Industrie in Richtung einer nachhaltigen Wertschöpfung – und zentral für die Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland«, sagte Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, anlässlich der Übergabe der Förderung. »Der internationale Wettbewerb in diesem, für unsere technologische Souveränität wesentlichen Bereich, ist in vollem Gange. Um hier eine führende Rolle zu übernehmen, müssen wir heute mit exzellenter Forschung und zielgerichtetem, effizienten Transfer von Ideen und Innovationen in die Wirtschaft die Weichen stellen. Das Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz wird dabei einen wesentlichen Beitrag leisten und das enorme Potenzial der Wasserstoffwirtschaft für Deutschland, Europa und den Standort Lausitz nutzbar machen.«

Forschung am Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz (HLG)
Das HLG ist eine vernetzte Forschungsplattform, integriert in die Infrastruktur des neuen Innovationscampus‘ Görlitz. Ziel ist es, innovative Lösungen entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette zu erarbeiten. Hierbei profitiert das HLG von den Synergieeffekten der Forschungskompetenzen des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS.

Die Forschungsschwerpunkte liegen zunächst im Bereich der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff, erweitert um die Nutzung von Wasserstoff in mobilen sowie stationären Brennstoffzellen insbesondere für die Mobilität und zur Versorgung von Quartieren und Industriestandorten. Dazu gehören vor allem die Evaluierung von Stacks und Systemen, Mikrostrukturanalytik und -diagnostik, Digitalisierung, Produktionsverfahren, Leistungselektronik sowie Zertifizierung.

Konkret entsteht z. B. im Forschungsprojekt »ontoHy« ein digitaler und fortlaufend wachsender Daten- und Wissensraum für KMU. Er umfasst Werkzeuge, sogenannte Ontologien, um Wissen über anwendungsnahe Wasserstofftechnologien digitalisiert zu präsentieren und zu transferieren. Sobald das HLG seinen Betrieb aufnimmt, fließen die Ergebnisse dort vorgenommener wissenschaftlicher Analysen in das Projekt ein. Mit der daraus erwachsenden Kompetenzplattform können Unternehmen ihre Produkte mit Hilfe technischer, ökonomischer sowie ökologischer Daten passgenau testen, entwickeln, verifizieren und in den Wasserstoffkreislauf integrieren. Unterstützt wird dieses Projekt auch durch die Einbindung des HLG in das regionale Wasserstoffnetzwerk »DurcH2atmen«.

Prof. Welf-Guntram Drossel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IWU, erläuterte die Chancen, die durch den Aufbau des HLG für Unternehmen und Menschen vor Ort entstehen: »Wasserstoff ist nicht nur ein alternativer Energieträger der Zukunft. Die Produktion innovativer Wasserstoff-Systemkomponenten bietet großes Potenzial für neue Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze – nicht nur in der Lausitz. Aber gerade den Unternehmen dort bietet sich mit dem HLG die einmalige Chance, an der Spitze eines Technologiewandels hin zu Klimaschutz und nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten. Die Wirtschaftsstruktur wird nach der Braunkohle eine andere sein, aber der Status als starke Energieregion wird bleiben.«

Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IMWS: »Mit dem HLG entsteht ein weiterer wichtiger Baustein für den Markthochlauf nachhaltiger Wasserstofftechnologien – da Vertrauen und Akzeptanz durch Sicherheit sowie Wirtschaftlichkeit durch lange Lebensdauer und hohe Zuverlässigkeit hierfür entscheidend sind. Durch die gemeinsame Orchestrierung der Hydrogen Labs in Leuna, Görlitz und Bremerhaven macht Fraunhofer ein einzigartiges Angebot. Was für Siemens Energy als ersten Industriepartner für das HLG gilt, ist auch für viele weitere Unternehmen möglich, denen diese Plattformen offenstehen: Sie können von unserer Kompetenz und Infrastruktur profitieren und sich so einen Technologievorsprung sichern.«

Dr. Jochen Eickholt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy: »Die nächsten fünf bis zehn Jahre werden darüber entscheiden, ob wir unsere Energiesysteme nachhaltig umstellen können, um die Energiewende zu meistern. Grüner Wasserstoff wird hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Die Ansiedlung des Fraunhofer Hydrogen Lab Görlitz auf unserem Innovationscampus ist ein sehr wichtiger Meilenstein für die langfristige Weiterentwicklung des Standortes und zur Unterstützung des Strukturwandels in der Lausitz.«

Zahlen und Fakten zum HLG
Mit seiner Anschlussleistung von ca. 12 Megawatt wird das HLG der Standort für die Entwicklung und Erprobung von zukunftsfähigen und nachhaltigen Wasserstofftechnologien im industriellen Maßstab in Sachsen. Es trägt – in enger Abstimmung mit den Fraunhofer Hydrogen Labs in Leuna und Bremerhaven – aktiv dazu bei, die Klimaneutralität und die Erhaltung der Technologieführerschaft im Bereich der Wasserstofftechnologien in den nächsten 15 Jahren zu erreichen und nachhaltig zu sichern.

Die Bauarbeiten für das HLG beginnen voraussichtlich im vierten Quartal 2021. Ende 2022 soll die HLG-Forschungsplattform den Forschungsbetrieb schrittweise aufnehmen. Perspektivisch werden am HLG ab vollständiger Betriebsbereitschaft 2023 rund 30 Personen arbeiten, davon 20 dauerhaft angestellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und zehn weitere regelmäßig wechselnde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich der Aus- und Weiterbildung, die an Forschungsprojekten mitwirken.

Fraunhofer Hydrogen Labs
Fraunhofer betreibt Hydrogen Labs in Leuna, Görlitz und Bremerhaven sowie ein Anwendungszentrum in Hamburg. Deren Arbeit ist eng miteinander verknüpft. Somit entsteht ein weltweit einmaliges Angebot von Pilotanlagen für die Wasserstoffwirtschaft. Die gemeinsame Orchestrierung der Aktivitäten durch die Fraunhofer-Institute für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS, für Windenergiesysteme IWES und für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU ermöglicht erstmalig eine sektorübergreifende Demonstration der regenerativen Energieerzeugung hin zur Wirkung und Modellierung des Zusammenspiels großer regionaler Energieerzeugung, der Speicherung und von Verbrauchereinheiten. Anlagenbauer und Komponentenhersteller erhalten die Möglichkeit, neue apparative Entwicklungen im industriellen Maßstab zu testen. Die Zusammenarbeit der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewährleistet einen intensiven Erfahrungsaustausch, eine komplementäre Entwicklung und einen erleichterten Zugang für die Industrie.

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