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Interview mit Michael Preinerstorfer, NSK Europe NSK Europe strukturiert um und richtet sich stärker auf Marktnischen aus

Michael Preinerstorfer, Geschäftsführer der European Industrial Business Unit (EIBU) bei NSK und ausgebildeter Ingenieur, erläutert seine Pläne, NSK zum europäischen Marktführer in 15 bis 20 Nischensegmenten zu machen. In diesem offenen Gespräch erklärt er auch damit verbundene Veränderungen für Kunden, Mitarbeiter und Produktportfolio.

Interview mit Michael Preinerstorfer, NSK Europe  NSK Europe strukturiert um und richtet sich stärker auf Marktnischen aus
Herr Preinerstorfer, würden Sie bitte zunächst die bisherige Organisationsstruktur von NSK skizzieren?
Unser Unternehmen ist auf Kundenbedürfnisse in rund 50 Ländern ausgerichtet und dort bisher strukturell in drei Kernbereiche gegliedert – Sektoren/OEM, Aftermarket und Electrical. Der erste Bereich umfasst Anwendungen zum Beispiel in Pumpen und Kompressoren, Windkraftanlagen, Werkzeugmaschinen, Bahntechnik, Landwirtschaft, Bergbau und der Stahlindustrie. Jedes dieser Segmente wird von einem Sektor-Manager koordiniert. Diese Manager werden regional eingesetzt.

Weshalb wollen Sie diese Struktur verändern?
Wir möchten unsere Kunden gezielter und individueller betreuen und dazu unsere Leistungen weiter optimieren. Vor diesem Hintergrund haben wir die neue Strategie "Select and Focus" konzipiert, mit deren Hilfe wir 15 bis 20 Marktnischen definieren. Dazu zählen zum Beispiel Walzwerke oder die Petrochemie – Branchen, in denen wir Kunden aufgrund unserer Erfahrung und Expertise besonderen Mehrwert bieten können. Wir können so schneller und umfassender kundenspezifische Lösungen auf Basis von Standardprodukten liefern. Und zugleich erhalten wir die Möglichkeit, maßgeschneiderte Produktstrategien für jede definierte Nische zu entwickeln.

Wird sich die Struktur Ihrer Länderorganisationen verändern?
Ja. Sie werden durch drei Regionaleinheiten ersetzt werden: Mitteleuropa, Westeuropa und Emerging Markets. In Zukunft wird jede dieser Regionaleinheiten Endkunden und Händler getrennt versorgen. Ich glaube, dass speziell die Schwellenländer, wozu wir Osteuropa, Russland, die Türkei, Südasien und Afrika zählen, besonderes Potenzial für uns bieten, da wir auf diesen Märkten bereits gut positioniert sind.

Was ändert sich in Bezug auf den Aftermarket-Bereich?
Er wird in zwei Teile aufgegliedert werden: Industrial Aftermarket und Automotive Aftermarket. Das Key-Account-Management für den Industrial Aftermarket wird gestärkt, hinzu kommt eine Erweiterung der Teams für MRO (Wartung, Reparatur und Überholung) und unser AIP-Mehrwertprogramm. Im Automotive Aftermarket möchten wir durch Einführung eines neuen Marketing-Konzepts in den nächsten Jahren deutliches Umsatzwachstum generieren.

NSK Europe baut das AIP-Programm durch Aftermarket-Zusatzleistungen aus. Wie steht es aktuell um die Verfügbarkeit?
Wir haben inzwischen 15 ausgebildete Condition Monitoring-Experten im Bereich Industrial Aftermarket, die Kunden bei Problemen unterstützen können. Bis Ende 2015 führen wir Werkzeuge für die Montage und Demontage von Lagern ein, darüber hinaus ein Laser Alignment-Tool zur Wellen- und Laufrollenausrichtung.

Welche Auswirkungen hat die neue Struktur auf AIP?
AIP ist ein etabliertes und bewährtes Werkzeug, mit dem wir schon in allen Bereichen nachhaltige und erfolgreiche Unterstützung leisten konnten – mit Einsparungen zwischen 50.000 und über 1 Million Euro pro Jahr für unsere Kunden. Demnächst werden wir noch klarer fokussiert beraten können, da wir unsere Expertise in den 15 bis 20 identifizierten Marktnischen weit effektiver einbringen. Natürlich wird AIP daneben weiterhin in allen anderen Bereichen verfügbar bleiben.

Welche Änderungen sind für OEMs geplant?
Bislang war für OEM-Kunden der Sektoren/OEM-Bereich verantwortlich, während sich Vertriebsleute aus dem Bereich Aftermarket um MRO-Leistungen kümmerten. In Zukunft werden dedizierte Branchenmanager durchgängig für MRO-, OEM- und AIP-Projekte zuständig sein. Der jeweilige Spezialist wird seine umfassenden Branchenkenntnisse an das Engineering-Team weitergeben. Dadurch werden wir maßgeschneiderte Kundenlösungen entwickeln können.

Wie werden wichtige Einzelkunden zukünftig betreut?
Geplant ist ein stark Sektor-orientiertes Verfahren, in dem ein Account Manager für Großkunden über nationale Grenzen hinweg als europaweiter Ansprechpartner fungiert – ganz im Sinne des Prinzips "One Face to the Customer".

Wird es auch mehr Anwenderschulungen geben?
Ja. Wir richten gerade 15 Schulungszentren in Europa ein. Ab 2017 wird NSK 10.000 Anwenderschulungen pro Jahr durchführen. Wir werden dabei besonders die Emerging Markets ins Auge fassen, in denen es spezifische Schulungsanforderungen gibt. Der praktische Umgang mit unseren Produkten wird Kunden auch noch stärker an die Marke NSK binden.

Für welche industriellen Branchen in Europa sehen Sie die interessantesten Perspektiven?
Als Marktführer in Europa ist NSK bei Getrieben für Windkraftturbinen bereits stark, und hier werden wir unser Engagement noch weiter ausbauen. Auch im Bereich der Bahntechnik steckt Potenzial. So ist NSK Marktführer in Japan, und unser dort erworbenes Know-how können wir auf den europäischen Markt übertragen, wo die französische Staatsbahn SNCF zur Zeit Feldtests mit Geschwindigkeiten bis 320 km/h durchführt. Medizintechnik hat ebenfalls eine große Zukunft, zumal in der Zahnmedizin. Hier gewährleisten NSK-Miniaturlager für Bohrer mit einem Durchmesser von 3 mm Rotationsgeschwindigkeiten bis 40.000 U/min.

Das sind große Pläne. Wann wird die neue Struktur denn greifen?
Sie wird bis Ende 2015 umgesetzt sein, also rechtzeitig für unsere im nächsten Jahr anstehende Hundertjahr-Feier. Mit Einführung der neuen Struktur wird die EIBU dann gut gerüstet ihren Beitrag dazu leisten können, 2016 das von NSK-Präsident Norio Otsuka gesteckte globale Umsatzziel von 7 Milliarden Euro zu erreichen.

Profil
Michael Preinerstorfer, geboren 1970 in Österreich, studierte Metallurgie an der Montanuniversität Leoben in der Nähe von Graz und begann seinen Berufsweg ab 1998 bei der IMI-Gruppe. In wenigen Jahren stieg er von der Vertriebsleitung in die Geschäftsführung auf. Vor seinem Eintritt bei NSK war er alleiniger Leiter der IMI Hydronic Engineering Deutschland GmbH (ehemals TA Heimeier GmbH) im nordrhein-westfälischen Erwitte.

Bildunterschrift:
Michael Preinerstorfer, Geschäftsführer der EIBU von NSK: "Unsere neue Strategie lautet 'Select and Focus'. Wir werden 15 bis 20 Marktnischen definieren, in denen wir durch unsere Erfahrung und Expertise unseren Kunden besonderen Mehrwert bieten können."

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