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Schnaithmann News

Blick durch Schiebeschotten mit Konturschablone

Die Schnaithmann Maschinenbau GmbH hat dem Biotech-Unternehmen ITM Isotope Technologies Munich SE die Transfertechnik für eine Anlage zur Herstellung von medizinischen Radioisotopen und Radiopharmazeutika zur Krebstherapie geliefert.

Blick durch Schiebeschotten mit Konturschablone
Die Produktionsstätte NOVA wurde im Dezember 2023 am neuen Produktionsstandort von ITM in Neufahrn bei München in Betrieb genommen.

Das 2004 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Garching entwickelt und produziert Arzneimittel zum Einsatz in Krebstherapien, bei denen Radioisotope mit sogenannten tumorspezifischen Zielmolekülen kombiniert werden, sowie passende Diagnostika. Der im Juni 2023 eröffnete zweite Produktionsstandort in Neufahrn ist laut ITM die weltweit größte Produktionsstätte für die Herstellung von Lutetium-177. Das innovative und patentierte Verfahren zur Herstellung trägerfreier, hochreiner Lutetium-177-Verbindungen für medizinische Zwecke wurde von ITM selbst entwickelt.

Die komplette Anlage für die neue Produktionsstätte in Neufahrn wurde von der Berning Maschinenfabrik GmbH geliefert, einem Sondermaschinenbauer aus Frankenberg in Hessen. Schnaithmann wurde von Berning beauftragt, die Transfertechnik für die Anlage zu entwickeln: im Herstellungs- und Abfüllprozess müssen Bleibehälter für das radioaktive Material transportiert werden. „Gefordert war eine hohe Verfügbarkeit und Prozess-Sicherheit der Transferanlage, außerdem sollte sie kompakt und platzsparend aufgebaut sein“, sagt Claudio Palmisano, der als Diplom-Ingenieur für den technischen Vertrieb von Schnaithmanns modularen Transfersystemen zuständig ist und das Projekt betreut hat. „Für das Gewicht der Werkstücke von maximal 3,5 kg und der Größe der Werkstückträger von 160 x 160 mm ist unser Doppelspur-Gurtbandsystem BS21 ideal. Durch den Einsatz des BS21-Bandsystems konnten wir die Kosten um rund 30 Prozent reduzieren, was unserem Partner Berning sehr entgegenkam.“

„Auf dem Schnaithmann-Transportsystem werden kleine Bleibehälter, in denen sich das bereits in Injektionsfläschchen abgefüllte Lutetium-177 befindet, von sogenannten kalten in heiße Bereiche transportiert – also von nicht-radioaktiven in radioaktive Bereiche“, sagt Palmisano. „Die Transferanlage wurde auf eine obere Ebene montiert, um von einem Raum in den nächsten zu gelangen. Mittels eines Handlings und eines Roboters werden die leeren Bleibehälter zum Befüllen bereitgestellt. Anschließend werden die Behälter automatisch verschlossen und zum Versandplatz transportiert.“ Weil das radioaktive Material sicher in Bleibehältern verpackt ist, kann es in Kartons versandt werden. Das NOVA-Werk in Neufahrn ist direkt an den Münchner Flughafen angebunden, was den zeitnahen Versand der kurzlebigen therapeutischen Isotope und Radiopharmazeutika an Kliniken weltweit erleichtert.

Die Verarbeitung und Abfüllung von radioaktivem Material stellt hohe Anforderungen an die Anlage und ihre Komponenten. Die eingesetzte Fördertechnik muss brandschutztechnische Ansprüche erfüllen, zum Beispiel in Hinsicht auf das Material des Gurtes. Die Übergänge zwischen den Brandschutztoren müssen zustellbar sein; um diese im Notfall automatisch zu verschließen, muss der Bandübergang automatisch wegfahren können. „Die Räume sind durch automatische Schiebeschotten nach Feuerwiderstandsklasse F90 abgesichert“, erklärt Palmisano. „Dafür haben wir an dem Band speziell angetriebene, zustellbare Übergänge entwickelt. Im Brandfall oder bei sonstiger Gefahr werden die Schiebeschotten verschlossen und die Räume mit Stickstoff gefüllt, da ein herkömmliches Löschen nicht möglich wäre.“

Die Verkettung der Transfertechnik verläuft nicht nur durch mehrere Räume, sondern auch auf mehreren Ebenen. Hierfür werden vier Lifte in Stahlgestellen in Kompaktform eingesetzt. Um hohe Taktzeiten zu ermöglichen, werden in einem Lift vier Werkstückträger gleichzeitig transportiert. Angetrieben werden die Lifte von Siemens-Servomotoren auf Präzisionslinearführungen von Bosch Rexroth. Die massiven Linearführungen in den Liften stellen eine hohe Prozess-Sicherheit und lange Lebensdauer sicher. Für einen kompakten und platzsparenden Aufbau hat das Doppelspur-Gurtbandsystem 90-Grad-Schleppkurven und Tandem-Hub-Quer-Einheiten mit angetriebenem Übergang.

„Da es sich bei dem Produktionswerk um ein Neubauprojekt handelte und mit Änderungen zu rechnen war, wurde die Transferanlage mit unserem webbasierten Konstruktions-Tool EasyGo geplant“, sagt Palmisano. „So konnte das Gebäudelayout einfach integriert und Änderungen schnell angepasst werden. Auch für die bessere Planung und Visualisierung der Verkettung auf mehreren Ebenen und durch mehrere Räume war das 3D-Layout von EasyGo ideal.“

Die Bauzeit des neuen Werks in Neufahrn betrug vier Jahre. Die Anlage arbeitet auf dem technischen Niveau von Industrie 4.0 mit einem hohen Automatisierungsgrad der Produktionsprozesse und der internen Logistik. Das gesamte Werk mit einer Fläche von rund 7000 m2 umfasst auch Reinräume, Labore und Büros, die Platz für bis zu 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Herstellung von Radiopharmazeutika von höchster Qualität bieten.

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